Togo – mitreißende Vielfalt aus Tradition und Moderne im kleinsten westafrikanischen Land

Zwischen Ghana im Westen, Burkina Faso im Norden und Benin im Osten findet sich die eher kleine westafrikanische Republik Togo. Deren Staatsgebiet umfasst den östlichen Teil der von 1884 bis 1916 bestehenden ehemaligen deutschen Kolonie Togo, auch „Deutsch-Togo-Land“. Unser Besuch hier im Februar 2025 war von der Neugier geprägt zu erkunden, welche Entwicklung dieses Land zwischenzeitlich genommen und ob die vormalige deutsche Herrschaft noch heute Spuren hinterlassen hat.

Wie schon so oft, reisten wir auch dieses Mal wieder mit Ethiopian Airlines mit einem gewollten Umweg über Addis Abeba an und erreichten nach einem Nachtflug mit einmal Umsteigen den Aéroport International Gnassingbé Eyadéma der Hauptstadt Lomé am späten Vormittag. Die Einreise war bei einem vorab erteilten eVisum unspektakulär sowie die anschließende Übernahme des bei Europcar gebuchten Mietwagens völlig problemlos – dennoch war nachmittags in unserer Unterkunft erst einmal Relaxen angesagt.

Gouverneurspalast in Lomé von der Seite
Blickachse aus dem Gouverneurspalast
Innenhof des Gouverneurspalastes

Am nächsten Tag waren wir auf den Spuren der deutschen Kolonialgeschichte und fuhren nach dem Frühstück in die erste Hauptstadt Togos, Aného mit hier der 1898 erbauten Kathedrale St. Peter und Paul sowie zahlreichen, das Stadtbild prägenden, Kolonialbauten. Weiter ging es dann nach Togoville, wo am Nordufer des Lac Togo 1884 der Schutzvertrag zwischen König Mlapa und dem Vertreter des deutschen Kaiserreichs Gustav Nachtigallgeschlossen wurde. Die sehenswerte alte deutsche Kathedrale ist aus dem Jahr 1910. Rückwärts war der Halt am lokalen Markt von Anfoin mit einem unglaublichen Angebot an zum Kauf gestandenen Fetisch-Kuriositäten ein Erlebnis: neben Gegenständen und Substanzen, die für Voodoo-Prozeduren benötigt werden, sind es vor allem die Teile aller möglichen Tiere, Knochen und Köpfe von Hunden, Katzen, Pferden, Krokodilen, Affen, Elefanten, Büffeln, ganze Vögel, Echsen, Chamäleons, Schlangenhäute, Skorpione, Füße, Krallen, Haare, Tierfelle, aber auch Kaurimuscheln, Zwillingsfiguren, „Donnersteine“ sowie vieles mehr, die einen zugleich faszinieren und erschaudern lassen. Alles dient bestimmten Zwecken und Kulten, wird von der Bevölkerung bzw. Voodoo-Praktizierenden hier gekauft und für ihre Zeremonien verwendet. Den absoluten Höhepunkt bildete für uns jedoch in Lomé der von 1898 bis 1905 während der deutschen Regierungszeit in Togoland in gemeinsamer Arbeit von togolesischen sowie deutschen Architekten und Ingenieuren entworfene bzw. entstandene Gouverneurspalast, später nach der Unabhängigkeit von Frankreich 1960 Amtssitz des Präsidenten der Togolesischen Republik, dann Gästeresidenz und 1991 Büro des Premierministers. Nach umfassender Rekonstruktion des von einer weitläufigen Parkanlage sowie Terrassen umgebenen geschichtsträchtigen Gebäudes beherbergt dieses heute ein Kunst- und Kulturzentrum (Eintritt pro Person: 5.000 CFA-Franc).

Kathedrale St. Peter und Paul in Aného (1898)
Togoville
Kathedrale Notre-Dame du Lac Togo
in Togoville (1910)
lokaler Markt von Anfoin
Fetisch-Kuriositäten
alles für Voodoo-Prozeduren

Ursprünglich wollten wir am Tag drei in die ehemalige Residenzstadt der deutschen Gouverneure, Atakpame mit hier in der Nähe in Kamina noch Ruinen der früheren Telegraphenstation von 1914, die für einen direkten Kontakt zwischen dem heutigen NamibiaTogo und Berlin gesorgt hat, aufzubrechen, haben jedoch kurzfristig umgeplant mit dem neuen Ziel Kpalimé. Schon zu Kolonialzeiten war die ehemals als ein Zentrum des togoischen Kaffee-, Kakao- und Citrusanbaus bekannte Stadt aufgrund des Klimas und der bergigen Landschaft ein beliebtes Ausflugsziel. Gesehen haben wir die Heiliggeistkirche mit Grundsteinlegung 1913 durch deutsche Missionare sowie das von September 1906 bis März 1907 in einer Bauzeit von weniger als sieben Monaten zur Verbesserung der medizinischen Versorgung der dauerhaft vor allem in Misahöhe mit dem Wirtschaftszentrum Kpalimé lebenden Europäer errichtete Krankenhaus, was über insgesamt 18 Zimmer (sieben Krankenzimmer, drei Wohnungen für Krankenpfleger, eine Bedienstetenwohnung, ein Geschäft, eine Gefängniszelle, eine Dunkelkammer, einen Sterilisationsraum sowie ein Badezimmer) verfügte.

Heiliggeistkirche von Kpalimé (1913)
deutsches Krankenhaus in Kpalimé (1906/1907)
Ort der jährlichen Wallfahrt in Kpimé-Séva

Nächstes Ziel dann der gut 100 Meter hohe Wasserfall von Kpimé (Gebühr für Ausländer jeweils 2.000 CFA-Franc); um diesen zu erreichen, mussten wir return knapp drei Kilometer wandern und kamen dabei völlig überraschend „im Wald“ an der Stelle vorbei, wo alljährlich die Wallfahrt der Diözese zum „Heiligtum Notre Dame de la Confiance in Kpimé-Séva“ mit mehreren Tausend Gläubigen abgehalten wird. Schließlich wieder Rückfahrt in die Hauptstadt, von wo es am Tag darauf mit der togolesischen Asky Airlines weiter nach Nigeria ging.

Kpimé-Wasserfall
Musikant am Straßenrand

Mit dem von uns in Lomé zentral für unsere sternförmigen Erkundungen als sichere Unterkunft direkt am Meer ausgesuchten „Hotel Petit Brussel“ haben wir in doppelter Hinsicht eine sehr gute Wahl getroffen: das Zimmer 203 in der dritten Etage bot uns beste Aussicht auf den Golf von Guinea und das Restaurant verwöhnte uns nicht nur zum Frühstück, sondern auch zum täglichen Abendessen direkt am Wasser (www.hotelpetitbrussel.com).

Zur Bezahlung gibt es nicht viel zu sagen; wie in den meisten westafrikanischen Ländern dominiert auch hier außerhalb von besseren Hotels und den Anbietern von Mietwagen klar der lokale CFA-Franc cash bei allen Geschäften.

Fazit: 

Bislang als touristische Destination noch wenig im Blickpunkt stehend ist das vergleichsweise kleine Togo sowohl wegen seiner kolonialen Geschichte als auch der Natur mit einer großen Biodiversität ein durchaus entdeckungswertes Kleinod.

Frühschoppen nahe Togoville

EINIGE INTERESSANTE ANGABEN ZUM LAND:

Offizielle Bezeichnung: Republik Togo 

Kontinent: Afrika

Staats- und Regierungsform: Parlamentarische Republik 

Hauptstadt: Lomé

Größe: 56.785 km²

Einwohnerzahl: 9,3 Millionen

Offizielle Landessprache: Französisch 

Währung: CFA-Franc BCEAO (XOF)

Flagge: