Nigeria – Westafrika authentisch, vielfältig und bunt

Ein Besuch in dem bevölkerungsreichsten Land des afrikanischen Kontinents, einst eine britische Kolonie, ist ein Erlebnis der besonderen Art. Mit vielen europäischen Airlines kann man problemlos ohne umzusteigen direkt in die Millionenstadt Lagos fliegen – wir kamen im Februar 2025 mit Asky Airlines aus dem benachbarten westafrikanischen Togo und konnten in relativ kurzer Zeit einige interessante Eindrücke in diesem als touristisches Reiseziel nur wenig bekannten Land sammeln.

Schon die Vorbereitung der Reise war bei keiner aktuellen Reiseliteratur nicht einfach, braucht man doch ein nur sehr umständlich, zeitaufwendig und mit für uns 211,22 € pro Person auch nicht gerade günstig zu beschaffendes Visum. Nach der Ankunft auf dem Murtala Muhammed International Airport der Metropole Lagos mit den üblichen Formalitäten Privat-Transfer zu unserem Hotel auf Victoria Island direkt am Five Cowries Creek.

Am Morgen darauf Start unserer durchaus kompakten Reise mit einer kleinen Tour durch Lagos: los ging es mit der Nike Art Galery mit mehr als 8.000 Kunstgegenständen aus dem ganzen Land, mehrheitlich Bilder, aber auch Arbeiten aus Holz und Metall. Danach sahen wir das auf dem Meer abgerungenem Land im Entstehen begriffene New-Lagos mit einer geplanten Bebauung für bis zu fünf Millionen Menschen. Dann ging es in das seit mehr als einhundert Jahren auf dem Wasser als größtes schwimmendes Dorf der Welt auf dem Wasser bestehende, hauptsächlich aus Pfahlbauten existierende, Stelzendorf Makoko mit etwa 200.000 Einwohnern, wo uns der Sohn des aktuellen Chiefs, Sunday, einen engagierten Einblick in die Geschichte und die derzeitige politische Lage gewährte. Anschließend Weiterfahrt nach Abeokuta mit hier Aufstieg auf die 137 Meter hohen Olumo-Felsen. 

Dann ging es am Tag drei über Ibadan Fahrt in nord-westliche Richtung in die heilige Stadt der Yoruba nach Ile-Ife, wo seit 2015 ihr König Oòni, Adeyeye Enitan Ogunwusi, residiert sowie als Letzter der insgesamt 401 Götter gilt. Auf der Agenda dort stand nach einem Fotohalt an der anglikanischen Kathedrale St. Stephen der Diözese von Ife-Ost der Besuch des Palastes aus dem 18. Jahrhundert mit einem Heiligen Schrein bzw. nebenan einem kleinen Museum mit Bronze-Skulpturen und ebensolchen aus Stein sowie Terrakotta teilweise zurückreichend bis in das zehnte Jahrhundert. Hiernach ging es weiter in die Hauptstadt des Staates Osun nach Osogbo, Zentrum der Yoruba – mit ca. 40 Millionen Menschen die zahlenmäßig stärkste Volksgruppe ganz Afrikas. Besuch ihres größten Heiligtums, dem Heiligen Hain der Göttin Osun am Stadtrand in dichten Wäldern. Er gilt als Heimstatt von Osogbos Schutzgottheit Oshun und besteht de facto aus mehreren Hainen, die jeweils einzelnen Yoruba-Gottheiten geweiht sind. Ende der 1950er begann die österreichische Künstlerin sowie einzige „weiße“ Priesterin der Yoruba, Susanne Wenger (verstorben Anfang 2009 im Alter von 94 Jahren) gemeinsam mit lokalen Künstlern, den Hain mit Skulpturen und Schreinen zu versehen. Seit 2005 gehört er zum UNESCO-Weltkulturerbe. Kurzer Halt auch an ihrem leider nicht mehr in einem guten Zustand befindlichen, dafür aber unglaublich kreativen Wohnhaus im brasilianischen Stil. 

Am nächsten Tag dreistündige Fahrt in die Stadt Idanre, früher bekannt als Ufẹ̀ Òkè, einer historischen Stadt im Bundesstaat Ondo, Sitz der gleichnamigen Kommunalverwaltung und größtes Kakaoanbaugebiet des Landes. Hier war mit dem Aufstieg auf den ca. 3.000 Fuß über dem Meeresspiegel liegenden Oka-Idanre-Hügel Hard Core angesagt: mit dem Guide John galt es in 2,5 Stunden mit hoch und runter jeweils 682 Stufen die mit spektakulären Tälern und Inselbergen durchsetzte Hochebene mit von oben einer fantastischen Aussicht zu erklimmen sowie auch einen Eindruck von den dort noch vorhandenen Häusern der Chiefs bzw. dem Uralt-Palast zu bekommen. Danach weiter nach Ikogosi zu den heißen Quellen mit gleich einem erfrischenden Bad. 

Der fünfte Tag war ein Fahrtag über ca. 300 km zurück in die Metropole Lagos, wobei wir auch am derzeit in Renovierung befindlichen Nationaltheater von 1976 und an der 1946 vollendeten heutigen anglikanischen Kathedrale vorbeikamen.

Am vorletzten Tag stand bei einem Tagesausflug in den äußersten Südwesten von Nigeriader im frühen 15. Jahrhundert gegründete Ort Badagry an der gleichnamigen Lagune auf dem Programm. Hier befand sich in der Vorzeit eine der Keimzellen des weltweiten Sklavenhandels mit wichtigem Hafen. Besuche des Seriki Faremi Williams Abass SlaveMuseums, des Black History Museums über das Leben der frühen Missionare nebst dem 1845 von Missionaren erbauten ersten doppelstöckigen Haus, des Heritage Museums und Überfahrt mit dem Boot zum „Point of no return“ am Strand Gberefu. Am Folgetag schließlich mit Ethiopian Airlines Rückreise über Addis Abeba nach Hause.

Als Unterkünfte wählten wir in Lagos auf Victoria Island am Beginn und am Ende unseres Aufenthaltes in sicherer Lage mit perfektem Service und fantastischer Küche das „Radisson Blu Anchorage Hotel, Lagos, V. I.“ (www.radissonhotels.com/en-us/hotels/radisson-blu-lagos-anchorage). Unsere weiteren Herbergen im Land waren dann in Abeokuta zu einem fast unschlagbaren Zimmerpreis die „Celia`s suites“ (www.celiasuites.com), in Osogbo das empfehlenswerte „Laim Hotel“ mit einem großen Pool und auch einem Tennisplatz (www.laimhotels.com) sowie in Ikogosi das in einer weitläufigen Anlage an heißen Quellen als kleine Idylle angelegte „Ikogosi Warm Springs Resort“ (www.ikogosiresort.com).

Verpflegungstechnisch suchten wir uns zum Abendessen meist in den Restaurants der Unterkünfte oft einfache, nahrhafte, ehrlich mit viel Gemüse bzw. Hülsenfrüchten, teilweise sehr scharf und exotisch gewürzt zubereitete Speisen der nigerianischen Küche aus. Hervorgehoben werden kann dabei u. a. das Nationalgericht Moi Moi, eine herzhaft mit Chili gewürzte Pastete aus braunen Bohnen, Zwiebeln und Gemüse.

Nicht fehlen dürfen an dieser Stelle Informationen zur Bezahlung im Land. Die nationale Währung Naira gilt als das Zahlungsmittel und wird überwiegend in bar verwendet. Dabei ist die größte Note 1.000 Naira, was bei einem Wechselkurs von ca. 1.500 Naira für einen Euro zum Zeitpunkt unseres Aufenthaltes aufgrund der Fülle der notwendigen Scheine schnell ein Problem wird, zumal sich sehr viele alte, stark abgenutzte, Scheine im Umlauf befinden, die man eigentlich nicht in der Tasche haben möchte. Die beste Tauschrate gab es am Airport in Lagos, im Land selbst war der Geldwechsel kaum noch und wenn zu schlechteren Umtauschkursen möglich. Während nationale Kreditkarten teilweise Akzeptanz fanden, hat man mit gängigen internationalen Karten nur in besseren Hotels bzw. Restaurants eine Chance. Nicht zuletzt war auch eine Geld-Überweisung aus Deutschland weder über ein Konto, noch über Zahlungsdienste wie WesternUnion oder Wise erfolgreich.

Fazit:

Für neugierige Globetrotter bereichert eine Reise nach Nigeria das Allgemeinwissen über Westafrika ungemein und stellt mit professioneller Hilfe (Empfehlung: www.ucomeafrik.com) auch unter Sicherheitsaspekten mit den nicht nur für diesen Erdteil geltenden Vorsichtsmaßnahmen keine Gefahr dar.

Einige interessante Angaben zum Land:

Offizielle Bezeichnung: Bundesrepublik Nigeria 

Kontinent: Afrika

Staats- und Regierungsform: präsidentielle Republik 

Hauptstadt: Abuja

Größe: 923.768 km²

Einwohnerzahl: 229,2 Millionen

Offizielle Landessprache: Englisch 

Währung: Naira (NGN)

Flagge: