Der ein oder andere wird sich fragen, was einen veranlasst, nach Guinea oder oft auch Guinea-Conakry zur Unterscheidung vom Nachbarland Guinea-Bissau genannt, zu reisen. Dies ist schnell erklärt: man findet hier im Hochland von Fouta Djalon nicht nur schroffe Felsformationen, sondern auch eine Vielzahl sehenswerter Wasserfälle.
Nach Landung auf dem Ahmed Sékou Touré International Airport der guinesischen Hauptstadt Conakry am späten Nachmittag mit Ethiopian Airlines im Januar 2025 aus Abidjan kommend und Erledigung der trotz einem schon zu Hause eingeholten Online-Visum doch recht langwierigen Einreiseformalitäten bot sich rein aus praktischen Gründen bzw. zur Organisation eine Zwischenübernachtung an.
Zumindest etwas erholt konnten wir am nächsten Morgen zu unserer Überlandtour in einem Toyota 4×4 gesteuert von Bobo über Kindia mit dort in der Nähe Besuch der Kilissi-Wasserfälle und später über Mamou entlang der Straße an zahlreichen kleinen Märkten vorbei sehr kurvenreich über Serpentinen in nördliche Richtung nach Labé im Herzen des Hochlands von Fouta Djalon aufbrechen. Unweit des in einer herrlich hüglig-grünen Umgebung mit über 200.000 Einwohnern auf 1.000 m Höhe liegenden Ortes entspringt der Fluss Gambia. Labé war bis 1905 Zentrum des islamisch geprägten Fulbe-Reiches und gilt noch immer als Zentrum des Tidschānīya-Sufismus in Guinea – daher verzichten die Angehörigen des Stammes mit im Schnitt pro Frau sechs Kindern auf jegliche Geburtenkontrolle.



Am Tag darauf Fahrt über teilweise schmale, vom Zustand erbärmliche Pisten zu den Sala-Wasserfällen. Nach Rückkehr Besuch des von der dynamischen Zeinab Diallo, Peulh bzw. erste Dichterin des Landes, gegründeten kleinen Museums, bevor der quirlige sowie sehr farbenfrohe Markt von Labé auf dem Programm stand, wo man eigentlich alles kaufen kann.


Schon wieder zurück unterwegs am Tourtag drei Halt bei den Webern von Pita mit hier leider viel oder fast ausschließlich Kinderarbeit. Dann unerwartet eine Programmänderung: anstelle die als wohl schönste des Fouta Djallon geltenden Kambadaga-Wasserfälle zu besuchen, fuhren wir nach Doucki, um in einer spektakulären einstündigen Rundwanderung mit dem Sohn von Hassan Doucki einzigartige Felsformationen mit Bögen bzw. Höhlen, bizarre Schluchten sowie kleine Wasserläufe und andererseits Canyons mit steilen Klippen, von wo man auf üppig grüne Täler blickt, zu erleben. Geologisch handelt es sich dabei um im Laufe der Jahrtausende durch Erosion geformte Sandsteinblöcke, deren Formen an von der Natur geschaffene, manchmal an menschliche oder tierische Figuren erinnernde, Kunstwerke.






Erreichen des heutigen Tagesziels Dalaba, einem von dem schroffen, 1.421 Meter hohen, Mt. Kamendu überragten, schönen Ort, den die französischen Kolonialherren wegen des gesunden Klimas bereits in den goldenen 30er Jahren für sich entdeckten, leider erst bei Dunkelheit. Dennoch sollte an dieser Stelle erwähnt werden, dass sich von der Terrasse des in den 1930er Jahren von der Gesellschaft „Les Chargeurs réunis“ erbauten bzw. betriebenen, später zur Ruine verfallenen und 1995 teilweise die alte Eleganz wieder bekommenden historischen „SIB Hotel du Fouta“ mit seinem verblasstem kolonial-imperialem Flair, wo eigentlich unsere Übernachtung vorgesehen und dann nur das Abendessen sowie die Einnahme des Frühstücks möglich war, im Schatten eines riesigen Kouratierbaums ein durchaus magisches 180-Grad-Panorama auf das Foutangebirge bietet.
In Dalaba standen vor der Weiterfahrt am Morgen danach der Besuch der baufälligen Hütte der hier im Exil lebenden berühmten südafrikanischen Sängerin Myriam Makeba, der restaurierten Residenz des französischen Gouverneurs „Villa Sili“, unmittelbar daneben des zum UNESCO-Welterbe zählenden Palaverhauses sowie etwas außerhalb der Gottesbrücke auf der Agenda.





Dann ging es bis Mamou wieder auf katastrophalen Wegen, dem 1.036 m hohen Tafori-Pass, einem kurzen Halt an der Cascade du Voile de la Mariée und dem Zentrum des Obstanbaus (Ananas, Bananen usw.) Kindia mit dem gleichnamigen Berg zurück in die Hauptstadt Conakry mit ihren nun fast zwei Millionen Einwohnern, wo noch ein Foto-Stopp an der Faysal-Moschee eingelegt wurde.



Mit Ausnahme von einem kleinen Rundgang auf der Kaloum-Halbinsel relaxten wir am letzten Aufenthaltstag in Vorbereitung auf die Heimreise mit Ethiopian Airlines am Pool unserer weitläufigen Hotelanlage.
Unsere Entscheidung im Vorfeld, in diesem Land nicht mit einem Mietauto selbst zu fahren, erwies sich ebenso retrospektiv als absolut richtig; nicht nur sind die Straßenverhältnisse mit teilweise über weite Strecken selbst zwischen großen Städten Pistencharakter äußerst gewöhnungsbedürftig, das Fahren dadurch mehr als herausfordernd sowie die oftmaligen Polizeikontrollen nicht unbedingt förderlich, was nicht zuletzt auch noch einmal durch zahlreiche PKW- und LKW-Wracks am Straßenrand eine traurige Bestätigung findet.
Bleibt abschließend die Angabe zu den von uns ausgewählten Unterkünften. Conakry bietet selbstverständlich eine ordentliche Auswahl für jedes Budget – wir wählten gemäß unserer Sicherheitsmaxime in Hauptstädten das zentral im Stadtteil Kaloum liegende komfortable „Riviera Royal Hotel“ (www.rivieraroyalhotel.com). In Labé sollte es fast schon ein Muss sein, in einem der hübsch dekorierten Rund-Bungalows des von engagierten Peulh geführten „Hôtel Tata“ mit hier in einer kleinen Oase überall beruhigendem Vögelgezwitscher und auch einer fantastischen Küche abzusteigen (www.hoteltataguinea.com). Hingegen möchten wir für Dalaba eine dahingehende Angabe schuldig bleiben, unsere namenlose Herberge um die Ecke des oben genannten Hotels ist nicht erwähnenswert.


Gut Essen konnte man übrigens sowohl in den Übernachtungseinrichtungen als auch zu deutlich günstigeren Preisen lokal „an der Straße“. Gezahlt wurde außer in dem von vielen internationalen Gästen genutzten Hauptstadt-Hotel, wo mit Aufschlägen von fünf Prozent eine Rechnungsbegleichung mit Kreditkarten möglich war, praktisch im gesamten Land bar mit der lokalen Währung Franc Guinéen.
Fazit:
Selbst für durchaus einen gewissen Erfahrungsschatz besitzende Afrika-Reisende macht es zumindest außerhalb der Hauptstadt für die Tour-Organisation in der touristisch noch weitgehend in den Kinderschuhen steckenden Republik Guinea bei auch kaum zu beschaffenden aktuellen Reiseinformationen Sinn, sich für ein unbeschwertes Vorankommen im Land zum Kennenlernen der wunderbaren Landschaften erfahrene Insider-Hilfe vor allem als Fahrer zu sichern (Empfehlung: www. foutatrekking.org). Damit gelang es abseits ausgetretener Routen im westlichen Afrika ein weiteres Mal, unsere abenteuerliche Wissbegierde mit unvergesslichen Erlebnissen zu bereichern.
Einige interessante Angaben zum Land:
Offizielle Bezeichnung: Republik Guinea
Kontinent: Afrika
Staats- und Regierungsform: präsidentielle Republik
Hauptstadt: Conakry
Größe: 245.857 km²
Einwohnerzahl: 13,9 Millionen
Offizielle Landessprache: Französisch
Flagge:

Währung: Franc Guinéen (GNF)