Côte d‘Ivoire – Vom Elfenbein zum Kakao

Côte d‘Ivoire (Elfenbeinküste) – das ehemals wichtigste Exportprodukt erklärt den Namen, heute sorgt der Handel mit Kakao für den weltweiten Spitzenplatz.

Viele Reisende können mit diesem westafrikanischen Land nur wenig anfangen und haben auch Probleme, es geografisch einzuordnen. Dies soll sich ändern. Umgeben wird die Côte d‘Ivoire, so der offizielle Name, im Südwesten von Liberia, im Westen von Guinea, im Norden von Mali und Burkina Faso sowie im Osten von Ghana. Bei unserem Besuch im Januar 2025 konnten wir in nur sechs Tagen einige Highlights entdecken, die die Mühen einer Reise in diesen Teil des Kontinents absolut wert waren.

Gleich nach der Ankunft auf dem Felix Houphouët-Boigny International Airport 16 km südöstlich von Abidjan mit unserem oftmaligen Afrika-Carrier Ethiopian Airlines am Mittag und einer etwas umständlich-zeitaufwendigen Übernahme des bei Europcar reservierten Mietwagens erst in der Stadt starteten wir mit der Fahrt nach Grand Bassam das Besuchsprogramm. Der direkt am Golf von Guinea liegende Ort war von 1893 bis 1896 die erste Hauptstadt der französischen Kolonie Elfenbeinküste. Sein historisches Zentrum steht seit 2012 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Bei der Besichtigung der Altstadt entlang des Boulevard TreichLaplène stach der ehemalige Gouverneurspalast aus dem Jahr 1902 hübsch rekonstruiert hervor, während sich das 1911 errichtete vormalige Gerichtsgebäude direkt gegenüber in einem sehr traurigen Zustand befindet.

Die erste Nacht verbrachten wir in einem sehr schicken Hotel in Abidjan, um am nächsten Tag beizeiten in nordwestliche Richtung in die in den 80ern quasi aus dem Nichts heraus in der Savanne erschaffene, 1983 von dem hier geborenen und inzwischen verstorbenen Präsident Felix Houphouet-Boigny politisch sowie verwaltungstechnisch zur Landeshauptstadt erklärte, Retortenstadt Yamoussoukro aufzubrechen. Geprägt wird dieser Ort mit heute über einer Viertelmillion Einwohnern von breiten, teils menschenleeren, Prachtstraßen, von der protzigen, nach dem Vorbild des Petersdoms erbauten, in der Landschaft gigantisch wirkenden, am 25. September 1990 geweihten, unübersehbaren Basilika Notre Dame de la Paix, mit ihrer 98.000 Tonnen schweren, 22 m höheren Kuppel als der Kathedrale in Rom größten katholischen Kirche der Welt mit einem Fassungsvermögen von etwa 18.000 Gläubigen und ihrem riesigen Vorplatz, wo noch einmal ca. 150.000 Menschen die heilige Messe verfolgen können. Danach Fahrt zum Präsidentenpalast mit dem See der heiligen Krokodile (Lac au Caimans) und weiter zur 1963 errichteten, modernen Moschee mit stilisierten Minaretten (Grande Mosquée de la Paix). Später Fortsetzen der Sightseeing-Tour mit dem 1987 fertig gestellten Fondation Félix Houphouët-Boigny pour la Recherche de la Paix, dem ultramodernen Kongresszentrum, wo 1989 die UNESCO-Friedenskonferenz stattfand und schließlich Dinner im Restaurant „Le Panoramique“ im 14. Stockwerk des Hotel „President“. 

Weiter ging es am Tag drei mit westlichem Heading in die idyllisch inmitten bewaldeter Hügel gelegene Stadt der 18 Berge, Man – wegen des angenehmen Klimas ein beliebtes und viel besuchtes Ausflugsziel der Ivorer sowie aufgrund der Nähe zu Liberia ein wichtiger Handelsplatz in der Elfenbeinküste. Nach Zimmerbezug bot sich noch der Besuch des Zadépleu Wasserfall etwa fünf Kilometer außerhalb an, in dessen grünen Pool man theoretisch auch schwimmen könnte. Sehenswert war auch der mit dem Auto befahrbare Markt, auf dem die Masken sowie Stoffe der in dieser Region lebenden Volksgruppen der Guéré bzw. Dan angeboten werden. 

Am nächsten Tag ging es mit dem Guide Sidiki zuerst in Richtung der Grenze, wo wir in der Nähe von Danané in dem Dorf Lieupleu, solide über den Fluss Cavally gespannt, die größte Lianenbrücke der Region sehen und begehen durften. Man kann sich nur barfuß von der Tragfähigkeit überzeugen sowie auf die andere Seite der Brücke gehen, wo große Kakao- und Kaffeeplantagen angepflanzt sind. Die Lianenbrücken werden nur von Mitgliedern einer Geheimgesellschaft nach festgelegten Riten errichtet sowie gehütet; bei ihrem Bau wirken die Waldgeister mit, keiner darf bei der Entstehung zusehen.

Zurück in Man bot sich die seltene Gelegenheit, die Bearbeitung des nur hier im Westen des Landes vorkommenden Aloha-Baumes kennenzulernen und auch einige Stücke zu erwerben. Ein weiterer Tageshöhepunkt war dann der Besuch des gut zehn Kilometer außerhalb gelegenen Dörfchens Blolé, wo wir etwas über die Traditionen der Yakuba, auch Dan genannt, ursprünglich ein kriegerisches Bauernvolk, erfuhren. Hier sind die Traditionen aus vergangenen Zeiten noch lebendig, die Männer haben polygame Beziehungen und jede ihrer Ehefrauen lebt in einer eigenen Rundhütte. Tote werden ganz in der Nähe in Hügelgräbern begraben, denn ihre Geister sollen die noch Lebenden beschützen. Die Einwohner betreiben Landwirtschaft und bauen Bananen, Yams sowie Maniok an. Als eine weitere Geldquelle hat sich der Tourismus etabliert; für 40.000 XOF bot man uns sechzig Minuten einen traditionellen Masken- bzw. Stelzentanz.

Masken- & Stelzentanz der Yakuba
Masken- & Stelzentanz der Yakuba mit einem Mitglied der Schmidt’s

Während der Tag fünf einzig der fast achtstündigen Rückfahrt über 556 km zurück nach Abidjan vorbehalten war, relaxten wir, lediglich unterbrochen durch den Besuch des Zoo National d’Abidjan, noch einen weiteren Tag in unserer Hotelanlage, bevor es natürlich wieder mit Ethiopian Airlines nach Guinea-Conakry ging.

Zum Thema selber fahren ist zu sagen, dass dies in den von uns bereisten Gegenden auf meist gut ausgebauten, teilweise autobahnähnlichen und auch so bezeichneten sowie mautpflichtigen Straßen kein Problem war. Aufpassen sollte man allerdings auf eine fast flächendeckende, offensichtlich halbautomatische, Überwachung der Geschwindigkeit sowie ebenso der Anschnallpflicht. Außerdem muss man sich mit unzähligen, oft wenig substanziellen, Kontrollen der Polizei bzw. Gendarmerie meist der Fahrzeugpapiere, oft der Versicherungsbestätigung, selten des Führerscheines und manchmal nichts einstellen. Der Benzinpreis betrug bei einem sehr guten Tankstellennetz einheitlich 875 XOF (Diesel: 715 XOF) pro Liter bei ausschließlich Barzahlung.

Zu den von uns gewählten Unterkünften sei erwähnt, dass die Auswahl in der Großstadt Abidjan je nach persönlichem Gusto für jeden Geldbeutel kaum Wünsche offen lässt, man aber als allein reisendes Pärchen am Reisebeginn erstmal etwas schnuppern muss, wo es sicher ist unterzukommen. Deshalb fiel unsere Wahl auf das „La Maison Palmier, a Member of Design Hotels“, einem Refugium in ruhiger Umgebung (www.lamaisonpalmier.com). In Yamoussoukro kamen wir an einer Ausfallstraße im „Onyx Hotel“ (info@onyxhotel-ci.com) und in Man im zentral auf einem Hügel mit Aussicht auf die Stadt liegenden „Hôtel Les Cascades“ (www.hotel-lescascades.com) unter.

Für die abendliche Verpflegung griffen wir meist auf die Restaurants der gebuchten Hotels mit dort einem guten Angebot an frisch zubereiteten Gerichten der afrikanischen und auch internationalen Küche mit fangfrischen Meerestieren, eingelegtem Perlhuhn als Spezialität sowie ebenso Rindfleisch umrahmt natürlich mit einem lokalen Bier zurück. Unser Abschiedsessen fand dann aber doch in dem angesagten Restaurant „Jardyland“ in einem Gartenambiente mit auch natürlich frei laufenden Tieren zum Anfassen und vorzüglicher einheimischer Küche statt (www.restaurantjardyland.com).

Bei den Zahlungsmodalitäten konnte erstaunlicherweise oft eine Mastercard oder eine Visacard eingesetzt werden, während „an der Straße“ bzw. für Eintrittsgelder nur Cash in CFA-Franc akzeptiert wurde.

Fazit:

Der Besuch des in weiten Kreisen der Bevölkerung und selbst unserem Freundeskreis noch weitgehend unbekannten Landes „Côte d‘Ivoire“ oder aber Elfenbeinküste war für uns durchaus eine Bereicherung für das Verständnis auch der Kolonialgeschichte im westlichen Afrika. Vielleicht könnten mehr touristische Reisen in dieses nach grausamen Bürgerkriegsjahren aufstrebende Land mit seinen ohne jeden Zweifel vorhandenen Highlights helfen, unbegründete Vorurteile und sicher ebenso Ängste abzubauen. 

Einige interessante Angaben zum Land:

Offizielle Bezeichnung: Republik Côte d’Ivoire

Kontinent: Afrika

Staats- und Regierungsform: präsidentielle Republik 

Hauptstadt: Yamoussoukro 

Regierungssitz: Abidjan 

Größe: 322.463 km²

Einwohnerzahl: 29,39 Millionen

Offizielle Landessprache: Französisch 

Währung: CFA-Franc BCEAO (XOF)

Flagge: